P h o r m i u m




Thomas Ahrens
Dipl. Ing. Gartenbau
Fasanenweg 23
21717 Fredenbeck

Telefon/ Fax:
04149 - 16 40

Mail:
variegata.plants@t-online.de


Kulturansprüche

Grundsätzlich kann man vorausschicken, dass die Phormium-Sorten und interspezifischen Hybriden etwas anspruchsvoller sind als die Arten Phormium tenax und Phormium cookianum und auch grundsätzlich empfindlicher reagieren auf extreme Hitze oder Temperaturen unter 0 ° C bzw. trockene oder vernäßte Substrate. Die leicht überhängenden Sorten neigen bei zu extremer Hitze/ Sonneneinstrahlung zu leichten Sonnenbränden. Bei Temperaturen unter -7 ° C zeigen sich hier schneller Erfrierungen. Die aufrechtwachsenden Sorten reagieren weniger empfindlich auf diese extremen Temperaturen. Bei allen Phormium kann man bei sehr hohen Temperaturen beobachten, dass sich die Farben in den Blättern verändern, meist verblassen die intensiven Töne und die Farbkontraste nehmen ab.

 

Die verschiedenen Hybriden und Phormium tenax/ cookianum sind relativ trockenheitsresistent - können also längere Phasen der Trockenheit gut überstehen. Die gesamte Pflanze macht aber einen weitaus besseren Eindruck, wenn eine regelmäßige Bewässerung erfolgt. Während der Vegetationsperiode zwischen Mai und Oktober sollten die Pflanzen sogar unter fast staunassen Bedingungen gehalten werden, d.h. ein tägliches Gießen wird optimal vertragen ! Bei der Verwendung von schweren Substraten ( höhere Lehmanteile) kann man sortenspezifisch ein etwas schwächeres Wachstum beobachten.

 

An dieser Stelle sei angemerkt, dass die befriedigende Kultur von Phormium in unseren Breiten nur als Kübelpflanze möglich ist. Zwar werden arten- und sortenspezifisch auch Temperaturen bis -10 ° C vertragen - wenn die Wurzelbereiche genügend geschützt sind. Die immergrünen Blätter allerdings leiden dann doch sehr unter diesen Einflüssen, und die Pflanzen machen im Frühling einen traurigen Eindruck. Meistens verbräunen die Blätter von den Spitzen her oder erfrieren komplett. Bei sehr kühl-feuchter Witterung kann auch ein starker Befall mit Blattfleckenerregern hinzukommen oder gar eine Fäule im Bereich des Wurzelhalses, was dann meist der Pflanze das Leben kostet. Sind die Pflanzen durch den Winter gekommen, benötigen sie dann meist den gesamten Sommer, um sich wieder zu erholen, und werden dann durch den anstehenden Winter erneut geschwächt. In sehr klimamilden Gebieten kann eine Kultur im Freien versucht werden. Der Standort sollte hierfür möglichst sonnig und warm gewählt werden. Für den Winter sollte der gesamte Wurzelbereich dick mit trockenem Laub abgedeckt werden, welches wiederum mit Tannenreisig belegt wird. Über die oberirdischen Pflanzenteile baut man am besten ein Gestell, welches dann mit Noppenfolie ummantelt wird, so daß die Luft um die Blätter zirkulieren kann. Bei milden Temperaturen sollte man die Folie dann immer entfernen, damit die Blätter "atmen" können. Bei Temperaturen unter 0 ° C wird die Folie wieder übergezogen.

 

Phormium mag gerade in der Winterzeit keinen schweren, undurchlässigen Lehmboden, ebensowenig mag er Schneedruck auf seinem Laub, da dies die Blätter beschädigt. Ich selber habe keine umfangreichen Erfahrungen mit der Freilandkultur. Die Winter hier im norddeutschen Bereich sind nicht gerade prädestiniert für die Freiland-Überwinterung von Phormium. Vor Jahren habe ich es einmal mit Phormium tenax 'Variegata' ( eine recht anspruchslose und wüchsige Sorte ) versucht; habe dies dann aber nach dem zweiten Winter aufgegeben, da die Pflanzen einen erbärmlichen Eindruck machten. Daher bin ich komplett auf Topfkultur eingestellt.

 

Phormium ist eine empfehlenswerte Kübelpflanze mit seinen schwertförmigen Blättern und seiner sehr spannungsvollen Silhouette. Da die Pflanzen sehr schnell Zuwachs machen und den Platz im Kübel einnehmen, sollte man alle 2 - 3 Jahre umpflanzen. Ein im Kübel zusammengedrängter Phormium kann nur noch schwer - meistens geht das Gefäß dabei zu Bruch - ausgetopft werden. Außerdem verlieren die meisten Sorten ihre intensiven Panaschierungen, wenn sich zu wenig Substrat und damit auch zu wenig Nährstoffe an den Wurzeln befinden. Als Kulturgefäße eignen sich Metall-, Holz-, Plastik- wie auch Terracotta-Gefäße. Man sollte bei der Auswahl eventuell darauf achten, daß einzelne Sorten doch enorm groß werden können und daher das Gefäß entsprechend stabil sein sollte. Außerdem sollte es gut zu transportieren sein (Griffe usw.).

 

Als Kultursubstrat empfehle ich eine herkömmliche Blumenerde, welche einen etwas höheren Lehmanteil besitzen kann, da dies die Wasserhaltequalität des Substrates verbessert und die Feuchtigkeitsansprüche während des Sommers unterstützt. Das Substrat hält länger das Wasser und man muß nicht so häufig gießen. Bitte keinen gewachsenen Boden als Topfsubstrat verwenden, da dieser in der Erde ganz andere bodenphysikalische Eigenschaften besitzt als im Topf. Wie bereits angedeutet sollte über die gesamte Vegetationsperiode hinweg eine adäquate Bewässerung erfolgen, so daß der Ballen immer feucht ist, man spricht auch von staunassen Bedingungen. Im Winterquartier ist die Bewässerung dann zurückzufahren, so daß die Ballen nur noch leicht feucht sind. Zwischen den einzelnen Bewässerungen im Winter können die Ballen dann auch einmal ganz abtrocknen. Das Wasser sollte immer direkt auf das Substrat gegeben werden und nicht über die Blätter. Dies ist insb. im Winter sehr wichtig !!!

 

Im Rahmen der Bewässerung kann auch die Düngung durchgeführt werden durch Zugabe von handelsüblichen Flüssigdüngern. Man kann sich natürlich auch selbst Stammlösungen ansetzen und diese verwenden. Darüber hinaus ist eine Verwendung von gekörnten mineralischen Düngemitteln möglich, die man im Frühling aufbringt und gut einwässert. Hierbei sollte man immer auf die Dosierung achten, um keine ex-osmotischen Prozesse in Gang zu setzen. Ich persönlich arbeite mit Langzeitdüngern, bei denen die Nähr-Ionen von einer Kunststoffmembran umgeben sind. In Abhängigkeit von Temperatur und Wassergehalt des Substrates werden die Nähr-Ionen dann über osmotische Prozeße abgegeben (Handelsnamen: Plantacote, Osmocote). Eine sehr angemessene Art der Düngung, da in den warmen Monaten, in denen viel gegossen wird, der Pflanze sehr viele Nährstoffe zur Verfügung gestellt werden. In den kalten Monaten hingegen erliegt der Nährstoffaustausch fast vollständig. Während der Überwinterung ist eine Düngung ohnehin einzustellen.

 

Die Standortwahl unterliegt sowohl ästhetischen Gesichtspunkten als auch den Standortansprüchen der Pflanze. Aus Sicht des Phormium wird ein möglichst sonniger, warmer Standort favorisiert, damit die Pflanzen "möglichst viel Sonne tanken können". Aus gestalterischen Aspekten können die Gefäße sehr schön in Rabatten eingesetzt werden oder z.B. auch als Zwillingspaare an Portalen usw. aufgestellt werden. Der elegante, aufrechtstrebende Habitus der Pflanzen macht sie zu einem hochwertigen architektonischen Gestaltungselement, welches seinen mediterranen Charme eigentlich bei jeder Verwendung behält. An dieser Stelle sei angemerkt, dass in Süd-England z.B. auch Verkehrsinseln mit Phormium bepflanzt werden. Phormium tenax sind ausgesprochene Solitärpflanzen, die schon allein ihrer Größe willen in Einzelstellung die Blicke auf sich ziehen. Die Höhe und die Massivität können sehr beeindrucken. Phormium cookianum hingegen wirkt sehr ausdrucksvoll, wenn man kleinere Gruppen gestaltet.

 

Natürlich stellt sich auch die Frage, welche Partner in einer Phormium-Pflanzung Verwendung finden können. Derart auffälliges Blattwerk verlangt doch nach einem ebenbürtigen Nachbarn oder auch nach einem krassen Gegensatz. Kontrastreich ist es z.B. wenn die schwertähnlichen langen Blätter mit großlaubigem Blattwerk wie von Rhizinus communis oder Canna indica-Hybriden kombiniert werden. Grundsätzlich eignen sich gerade etwas "exotisch" anmutende Pflanzen als Partner. Grau- und silberlaubige Stauden wie Marubium, Artemisia oder Santolinen können extrem dekorativ mit braun- oder rotlaubigen Phormium kombiniert werden und wirken hier als Ruhepole. Wobei an dieser Stelle darauf hingewiesen werden soll, daß man beim Erwerb von roten Phormium-Sorten immer die intensiv-farbigen vorziehen sollte, da einige rote Sorten mit der Zeit eine schmutzige fahlrote Farbe bekommen. Interessant sind auch Pflanzungen mit Stauden, die verdreht wachsende Stengel hervorbringen oder mit sehr feinem oder unruhigem Laub glänzen. Andere Pflanzen mit farbigen Blättern können die Farben des Flachs aufnehmen und verstärken. Gelbpanaschierte Phormium können herrlich mit Heuchera micrantha 'Palace Purple' oder Euphorbia dulcis 'Chamäleon' ergänzt werden. Ein sehr wirkungsvolles puristisches Bild kann erzielt werden mit einem Trio aus rosa-rot panaschiertem Phormium, welches geschmackvoll neben einem Felsbrocken platziert wird in dessen Hintergrund ein Acer japonicom 'Aconitifolium' seine Arme ausbreitet!

 

Die Reproduktion/ Vermehrung ist auf den zwei herkömmlichen Wegen der generativen und vegetativen Methode möglich. Generative Vermehrung setzt voraus, dass man in den Besitz von Saatgut gelangt Die beste Zeit für die Aussaat ist das Frühjahr; die Aussaattemperatur sollte bei 15 ° - 20 ° C liegen. Da die Pflanzen - wie bereits angedeutet - bei uns nicht regelmäßig blühen, tritt diese Methode hinter der vegetativen zurück, so daß man die Teilung als "Hauptvermehrungsmethode" begreifen kann. Der optimale Zeitpunkt ist auch hier das Frühjahr, denn dann haben die Teilungsstücke die gesamte Vegetationsperiode Zeit, um gut einzuwachsen. Hierzu sollte die Mutterpflanze eine entsprechende Größe aufweisen; d.h. genügend Vegetationskegel ausgebildet haben. Man schneidet die Pflanze dann mit einer Säge oder einem scharfen Messer auseinander, wobei sich die Schnittführung der Anordnung der Vegetationskegel unterwirft. Die Schnittstellen an den Wurzeln kann man mit Holzkohlepulver versiegeln, um einer Infektion mit Bodenpathogenen vorzugreifen. Die turgeszenten Wurzeln des Phormium sind übrigens sehr bruchanfällig. Die Teilstücke werden dann getopft und nach 2 - 3 Tagen das erste Mal angegossen. Optimal ist es, wenn man die Teilstücke in den ersten Wochen nach der Teilung in ein Gewächshaus stellen kann, da die Wärme die Regeneration der Wurzeln beschleunigt. Bei gesundem Ausgangsmaterial beginnt die  Teilungsware schon nach einiger Zeit, wieder zu wachsen. In den letzten Jahren wird auch bei Phormium die Vermehrung durch Gewebekulturen/ Meristemkulturen durchgeführt. Diese Methode beschränkt sich allerdings auf spezielle Laboratorien mit entsprechender Ausrüstung.

 

Die optimalste Art der Überwinterung ist ein frostfreies Gewächshaus. Die Temperaturenkönnen hier für kurze Zeit ohne weiteres auch einmal unter die 0° C-Grenze sinken; bei längeren Frostperioden ist der Einsatz eines Warmlüfters usw. dann aber ratsam, damit die Ballen in den Töpfen nicht durchfrieren. Sollte kein Gewächshaus zur Verfügung stehen, ist die Überwinterung auch an einem anderen kühlen, frostfreien Ort möglich. Einen Teil meiner großen Mutterpflanzen stehen z. B. das ganze Jahr über draußen im Freien vor einer  Südwand. Die Winter in Norddeutschland sind meist eher mild und häufig haben wir bedecktes Regenwetter. Sinken die Temperaturen für einige Tage bis auf - 5 C, dann ziehe ich ein dickes Flies über die Pflanzen. Steigen die Temperaturen wieder, entferne ich das Flies. Deutet sich aber an, daß die Temperaturen weiter sinken werden oder eine Langzeitfrostphase einsetzt, dann hole ich die Pflanzen in eine Garage, die frostfrei ist. Mit steigenden Temperaturen räume ich die Pflanzen wieder ins Freie. Wir hatten hier bereits Wintern, die so milde waren, daß die Pflanzen eigentlich den ganzen Wintern über draußen gestanden haben. Und es hat ihnen sehr gut getan !!! Einhellen  Treppenhaus, Abstellräume usw. sind ebenfalls mögliche Übersinterungsquartiere. Phormium sind eben sehr robust und nicht sehr wählerisch. Eine Bekannte von mir überwintert einen Phormium tenax 'Atropurpureum' nun schon über Jahre hinweg in einem dunklen Keller und die Pflanze verträgt auch dies sehr gut! Wichtig ist hier, daß der Überwinterungsort nicht zu warm sein sollte, da dies zu einem Antreiben der Pflanzen führen kann. Der Grundsatz gesagt immer, daß die Überwinterung möglichst hell, trocken und kühl ablaufen sollte. Verändert man hier einen Faktor, müssen auch die anderen angepaßt werden. Wird es also zu warm, muß man mehr gießen und mehr Licht zur Verfügung stellen! Nichtsdestotrotz nochmals der Hinweis, daß ein Gewächshaus vorzuziehen ist. Vielleicht fragen Sie einfach bei einem ortsansäßigen Gartenbaubetrieb nach; oftmals kann man hier auch eine Überwinterung der Pflanzen durchführen lassen.

 

Nach der Winterphase können die Pflanzen umgetopft und - bei Bedarf - geteilt werden. Alte schmuddelig aussehende Blätter oder abgestorbenes Laub kann mit einem scharfen Messer herausgeschnitten werden um den Flachs für die kommende Saison herauszuputzen. Eingewachsene Pflanzen können dann auch gedüngt werden. so gereinigt und versorgt kann das Frühjahr kommen. Man sollte darauf acht geben, daß man die Pflanzen beim Herausräumen ins Freie nicht gleich mit starker Sonneneinstrahlung konfrontiert. Es könnten Sonnenbrände entstehen! Die Cuticula (Wachschicht auf den Blättern) muß erst wieder aushörten und die passiert am besten, wenn die Pflanzen zunächst 2 Wochen halbschattig im Freien aufgestellt werden. Anschließend können Sie wieder einen vollsonnigen Platz erhalten.